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weimar ist ein dorf, gekennzeichnet durch kleinbuergerliche unflexible
strukturen, die nur durch die vielfaeltigkeit der studentischen
individuen und das kreative potential der hochschulen ertraeglich
werden. weimar als stadt zum darin leben ist eigentlich nichtssagend.
die bedeutung weimars resultiert im positiven bereich aus der zeit
goethes und schillers, der klassik also, die negativen potentiale
aus der zeit der weimarer republik und des nationalsozialismus,
festgemacht am konzentrationslager buchenwald. das oeffentliche bild
weimars ist schon jetzt ein von aussen bestimmtes bild. weimar, als
eine in der oeffentlichkeit stehende stadt, richtet sich nach dem,
was von weimar berichtet wird und nach dem, was von weimar erwartet
wird. diesen erwartungen versucht weimar schon im vornherein zu
entsprechen. auf so ein jahr wie 1999 bezogen, bedeutet das fuer mich,
dass sich weimar dem oeffentlichn bild von weimar, naemlich dem einer
thueringischen kleinstadt, mit hinterwaeldlerischem charme und mit
dem noch lebenden geist grosser deutscher kultur, anzugleichen sucht.
das heisst, dass es in weimar keine normale staedtische entwicklung
gibt, da alle bauvorhaben oder ansiedlungen von gewerbe unter diesem
gesichtspunkt gefiltert werden. weimar wird also in dieser vorweggenommenen
reaktion auf moegliche erwartungen schon jetzt zu einer kulisse seiner
selbst. darin sehe ich eine gefahr fuer die stadt, die in einem
vernuenftigem umgang mit ihrer geschichte bessere moeglichkeiten
fuer eine offenere entwicklung haette.
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